Neue Ergebnisse der Barnabas-Forschung wecken Zweifel an einem der wesentlichen Dogmen der abendländischen Christenheit. Danach hatte nicht der Herr Jesus, der Friede sei auf ihm, sondern der Verräter Judas Ischariot den Leidensweg zwischen Pontius und Pilatus beschritten, und auch er wäre es gewesen, der schließlich gekreuzigt worden war. Was auf den ersten Blick als völlig unglaublich erscheinen könnte, erweist sich auf den zweiten nicht nur als möglich, sondern gar als die gerechte Folge von Ereignissen, die nach dem Prinzip “Wer ander’n eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.” unbeirrt ihren Weg in die Wirklichkeit gefunden haben. Während der Koran nur sagt, daß Jesus nicht getötet und nicht gekreuzigt wurde, es ihnen damals vielmehr nur so „erschienen“ war („wa lakin shubbiha lahum“ (4:157)), liegt die Brisanz des mehrere hundert Jahre älteren Zeugnisses des Apo-stels Barnabas gerade darin, daß es ganz genau erzählt, was es mit jenem Anschein auf sich hat und wie es dazu kam, daß in Wahrheit Judas Ischariot an der Stelle Jesu gekreuzigt wurde (vgl. Kap. 215 ff.). Religionswissenschaftler und Kenner alter Sprachen – Luigi Cirillo und Paul Fremaux, Shlomo Pinés, Henri Corbin, Jan Joosten sowie H. J. Schoeps – hatten das Werk als authentischen Ausdruck judenchristlicher Tradition wiederentdeckt. Bezeugen eindeutige Belege der Nähe des Barnabas-Evangeliums zu Tatians Diatessaron aus dem zweiten Jahrhundert sein hohes Alter, so verweist die Stellung des Gleichnisses von der Sünderin innerhalb der Lebensgeschichte Jesu und eine ihaltliche Besonderheit darin unab-weisbar auf die Nazaräerversion des Hebräer-Evangeliums. Denn jener Spiegel, den Jesus „mit dem Finger … auf den Boden“ zeichnet (Kap. 2o1), worin die Leute sich als Sünder erkennen, kommt nur bei Barnabas und in jener vom „Herrenbruder“ Matthäus verfaßten biblischen Urform vor, die unter dem Namen Nazaräer bekannt, aber leider nur in Fragmenten erhalten ist. So verstanden, besteht die reale Möglichkeit, daß das hier herausgegebene Werk im wesentlichen nichts Geringeres als die Bibel an sich, Grundlage aller biblischen Überlieferungen ist. – Der Apostel Barnabas soll es von seinem Bruder Matthäus geschenkt bekommen haben, der „als erster die Worte des Herrn verzeichnete“, wie Apostelschüler Papias i. J. 120 AD schrieb. Jetzt verstehen wir die besondere Hochachtung, die Sheikh Nazım Efendi diesem heiligen Buch entgegenbrachte, als es ihm vor zwanzig Jahren in der von Lonsdale und Laura Ragg besorgten italienisch-englischen Erstausgabe von 1907 vorgelegt wurde. Als er es wider Erwarten noch ungeöffnet fand, nachdem es fast ein Jahrhundert im Thelogischen Seminar der Universität Freiburg i. Br. geruht hatte, sagte er: ‘They didn’t cut it, they fear the truth.’ – Er regte den Spohr Verlag damals zur Herausgabe des Werkes in deutscher Sprache an, eines Buches, das auch von Muslimen in seinem wahren Wert bis heute sträflich unterschätzt geblieben ist, obwohl es für sie doch keinen Grund gibt, seine Wahrheit zu fürchten.]]>
War Judas an Jesu Stelle gekreuzigt worden?

Man fragt sich, ob Bruder Salim seinen Blog nur zur eigenen PR betreibt, übergeht er doch bei diesem wichtigen Text alternative Deutungsperspektiven, die auf jene von unserem geliebten Murschid Maulana Scheich Nazim al-Haqqani – möge der Himmel ihm die von ihm gewünschte Verfassung schenken – inaugurierte Konvergenz von Islam und Christentum hinausläuft – siehe die brüderliche Umarmung von S.E. mit Papst Benedikt XVI.
Meinen Standpunkt dazu, den ich hier vermisse, habe ich in einem offenen Brief zusammengefasst mit dem Titel: Bar-Nabas ist Apostel von Christen UND Muslimen! Eine Replik auf Bruder Salim, von Rudolf_Steinmetz@web.de MUC Nov 2012 – Zusendung gerne auf Anfrage. Möge der Himmel uns allen Verstand schenken.
786 – As-salamu alaikum – Lieber Rudolf Reshad Steinmetz, um es ganz klar zu sagen: Die angeblich von unserem Sheikh „inaugurierte Konvergenz von Islam und Christentum“, die gibt es gar nicht. Das ist bloß eine (sit venia verbo) spinnete Idee von Dir. Das hast Du Dir ausgedacht. Wie Sheikh Immanuel Kant einmal gemeint hatte, kann man sich zwar denken, was man will, wenn man sich dabei bloß nicht selbst widerspricht, eine inaugurierte Konvergenz aber ist, wie die folgenden Schritte zeigen, schon in sich widersprüchlich, also nicht einmal denkbar, geschweige denn unserem Sheikh, übler Weise, zu unterstellen.
Bedeutet „inaugurieren“, nämlich etwas feierlich einsetzten, einführen, jemanden in ein hohes politisches oder akademisches Amt, oder etwas Neues feierlich ins Leben rufen, schaffen, einweihen, dann kann sich das mit Sicherheit nicht auf so etwas wie „Konvergenz von Islam und Christentum“ beziehen, denn die gibt es entweder bereits oder sie gibt es nicht. Gibt es sie nicht, kann sie auch nicht erfunden werden, weil sie wie alles Historische eine Frage des Faktischen ist. Gibt es sie aber bereits, kann sie auch nicht erfunden werden, weil, was schon besteht, so wenig wie die Wirklichkeit selbst erfunden werden könnte.
Mit anderen Worten ist Deine „inaugurierte Konvergenz“ ein Widerspruch in sich, etwas also, daß sich nicht einmal denken läßt, anders gesagt, etwas Unmögliches. Es ist mir ein Rätsel, wie Du auf so etwas kommst, oder hast Du vielleicht gemäß lateinischem Ursprung des Wortes – „inaugurare“ – gar den Vogelflug befragt?
Lassen wir die Inauguration und den mit ihr verbundenen Bildungsbürgerquatsch mal weg, dann ist es auch für sich schon ganz unberechtigt, eine „Konvergenz von Islam und Christentum“ anzunehmen, da das gerate Gegenteil der Fall ist. Denn nicht nur konvergieren die beiden Religionen nicht, sie entzweien sich immer mehr. Hatte das ursprüngliche Christentum, das sogenannte „Judenchristentum“ Jesu (der Friede sei auf ihm), eine intime Nähe zu dem gehabt, was später unter dem Namen “Islam” bekannt werden sollte, so hat sich der Abstand zwischen beidem mit der Verbreitung des Paulinischen Irrweges immer weiter vergrößert.
Es ist mir ein Rätsel, daß Du die neuen Ergebnisse der Barnabasforschung einfach nicht zur Kenntnis nehmen willst, denn sie belegen die Authentizität eines gewichtigen Zeugen der Wirklichkeit jener bislang mehr oder weniger bloß vermuteten Nähe von Islam und der Lehre Jesu (der Friede sei auf ihm). Was Du nicht zu verstehen scheinst, ist, daß das, was Du da mit Pauken und Trompeten für die Zukunft einweihen (oder schlimmer: einweihen lassen) willst, in der Vergangenheit schon längst bestanden hatte.
Ferner ist nicht hinnehmbar, wie Du versuchst, unseren Sheikh in jener Sache zu vereinnahmen. Ich selbst hatte ihm jene Barnabas-Ausgabe von Londsdale und Laura Ragg, Leihgabe der Bliothek des Theologischen Seminars der Universität Freiburg, damals in London vor zwanzig Jahren überreicht, und ich bin Zeuge des unglaublichen Respektes, den er diesem Werke zollte, und dessen, was er (siehe obigen Artikel) dazu sagte. Wie kann einer, der sich für einen seiner Schüler hält, über diesen Respekt einfach hinweggehen und eine Bekanntmachung dieser wichtigen Sache als persönliche „PR“ seines Verlegers verunglimpfen!
Islam und Christentum könnten zusammenfinden, wenn letzteres sich von jenen Erfindungen des Paulus trennen und zu seinen Wurzeln, der wirklichen Lehre Jesu, zurückfinden würde. Dazu bedarf es indes keiner schwärmerischen „Huchs“ und „Hachs“ oder feierlicher Einweihungen, sondern des deutlich vorgetragenen Hinweises auf seinen eigenen Ursprung, den es wiederzuentdecken gilt. Und der scheint, nimmt man neuere Forschungen ernst, just im Evangelium des Barnabas zu liegen.
Zitat: …der Herr Jesus, der Friede sei auf ihm…
Jesus ist der Friede in Person !
Daher kann der Islam und das wahre Christentum niemals zusammenfinden, solange im Koran das töten von wehrlosen Menschen angepriesen wird, denn Jesus hat niemals zum töten von Menschen aufgefordert !!!
Nochmal.
Lol. Er erschuf nur als Gott eine unschuldige “sündenfreie” “menschliche Natur” zu dem Zwecke, sie einen grausamen Foltertod als Menschenopfer erleiden zu lassen. (Laut trinitarischer Glaubensauffassung). Wirklich “der Friede in Person”, bravo!
Es ist undenkbar, dass der billige Triumphalismus von Bruder Salim in Bezug auf das Barnabas-Evangelium die Billigung von S.E. finden könnte. Sachlich falsch im Übrigen auch die Rolle von Judas, der als engster Vertrauter von Jesus dessen Kreuz auf sich nahm. Viele Geheimnisse sind noch nicht offenkundig, auch nicht die Rolle von Paulus, der im Sinne von Kaiser Konstantin und dessen Wende in der Religionspolitik eine kompatible Reichsreligion schuf. Im übrigen sollte man darauf achten, dass der spirituelle Schwellkörper einem nicht das Denkvermögen erschwert. Da sowohl Islam als auch Christentum die Wiederkunft von Jesus Christus dem Messias erwarten (die Juden lehnen ihn im Babylonischen Talmud ab und diskreditiere ihn als Hurensohn) ist es für beide Hochreligionen naheliegend eine gemeinsame Perspektive zu entwickeln.
786 – „Triumphalismus, „billig“, „undenkbar“ – ja geht´s noch?!? – Es sind Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung in bezug auf das Barnabas-Evangelium ans Tageslicht getreten, die uns überraschen und erfreuen. Das hat mit Triumph wenig, mit „Triumphalismus“ gar nichts zu tun. Ich glaube, Du weißt gar nicht, was Du sagst. Wie immer bist Du es, der sich da bloß was ausdenkt. Und wenn Du glaubst, mit verschrobenen Ergüssen hier den Bildungsbürger machen zu können, bist Du schief gewickelt. Denn hier zählt nicht eingebildetes Gehabe, sondern das klare Argument. Deine extremen Formulierungen vermögen es auch nicht, über einen äußerst mageren Wissensstand hinwegzutäuschen. So hast Du gerade unter Beweis gestellt, daß Du das Barnabas Evangelium in einem seiner wichtigsten Punkte gar nicht kennst oder verstanden hast.
Es ist absolut falsch, anzunehmen, daß Judas, wie Du schreibst, „als engster Vertrauter von Jesus dessen Kreuz auf sich“ genommen hätte. Nein, nein, nein. Wie Sayidina Isa (a. s) ganz im Gegenteil in einem Gespräch mit dem Verräter Judas in subtiler Weise zuvor darauf verwiesen hatte, daß den Judas das treffen möchte, was dieser für ihn, Jesus, vorgesehen habe, fand das, was dann folgte, nicht als freiwilliger Akt, sondern als Bestrafung oder bemerkenswerter Akt von Gerechtigkeit statt.
Abschließend kann ich aber nur darauf verweisen, daß es mir nicht als fruchtbar erscheint, auf Deine Rundumschläge einzugehen, da Du ja zur Sache gar nicht antwortest. Hatte ich im vorangegangenen Posting nachgewiesen, daß Deine „inaugurierte Konvergenz“ ein Widerspruch in sich, ein hölzernes Eisen ist, so wäre es doch das mindeste, was man von einem ehrenhaften Gesprächspartner erwarten könnte, daß der seinen Fehler entweder zugibt oder die Argumente des anderen nach Kräften zu widerlegen versucht. – Unmöglich aber ist es, die Widersprüche im eigenen einfach zu übergehen und, statt sie zu beachten, lieber schnell eine neue Sau durch Dorf zu treiben. Das geht so nicht, und ich akzeptiere das nicht.
Gibt es einen Grund, warum meine Kommentare nicht erscheinen?
As-salamu alaikum, Burhanuddin. – Bist Du vielleicht der Burhanuddin aus Freiburg? – Bitte schreib Deinen Kommentar noch einmal. Die Seite hier hatte gegen spam attacken verteidigt werden müssen, dazu ist sie noch gar nicht richtig in Betrieb. Das ist hier eine Art Test (sind Neulinge bei WordPress) Nichts für ungut, wa s-salam.
Bei mir am Rechner gibt’s folgende Meldung burhanuddin1May 9, 2014 at 10:35 Your comment is awaiting Moderation.
Also noch mal:
Bleiben wir mal bei den Fakten, man muss nur bei wikipedia nachschauen, um die in diesem post präsentierten Spekulationen ad acta zu legen.
Es gibt keine Textüberlieferung des Barnabasevangeliums vor dem 16. Jahrhundert.
Im Gegensatz zu den kanonischen und auch zu anderen apokryphen Texten ist bei christlichen Kirchenvätern oder Kirchenlehrern kein Zitat aus dem Barnabasevangelium nachgewiesen.
Es wird vor dem 16. Jahrhundert auch von keinem islamischen Autor erwähnt.
Es gibt im Barnabasevangelium mehrere schwere historische und geographische Fehler, wie beispielsweise, dass Jesus Christus geboren wurde, als Pilatus Statthalter war (also ab 26 oder 27 n. Chr.), oder dass Jesus zu Schiff nach Jerusalem reiste (das aber inmitten des Festlands liegt).
Es gibt im Barnabasevangelium Widersprüche zu frühen nicht-christlichen Quellen.
Das Barnabasevangelium zitiert aus der Vulgata, der lateinischen Bibelübersetzung, die jedoch erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. entstand.
Das Barnabasevangelium erwähnt vier der Fünf Säulen des Islam, die jedoch vor der Entstehung des Islam im 7. Jahrhundert n. Chr. unbekannt waren.
As-salamu alaikum, Burhanuddin, ich nehme an, daß Du unter einem muslimischen Namen firmierst, aber nicht Muslim bist. Oder Du bist zwar einer, aber mit ungewöhnlich schlechtem Benehmen bzw. einer schlechten Erziehung. Wir sind es nämlich gewohnt, von Brüdern im Glauben mit dem Friedensgruß angesprochen zu werden, und wir pflegen auch diese Sitte. Adab yahu!
Jetzt zur Sache: Deine cool klingende Empfehlung, „mal bei den Fakten“ zu bleiben und nur bei wikepedia nachzuschauen, ist eine Empfehlung für Dumme und Faule oder solche, die nicht imstande sind, Resultate einschlägiger Forschung zur Kenntnis zu nehmen oder überhaupt zu verstehen. Dazu kommt, daß gerade die von Dir empfohlene deutsche wikepedia-Ausgabe (im Unterschied beispielsweise zur englischsprachigen) von barnabashassenden Evangelikalen dominiert wurde und wird, die tatsächlich, wie ja auch Du es tust, immer noch glauben, diese heilige Schrift wäre die Fälschung eines im 16. Jahrhunderts zum Islam konvertierten Juden gewesen, was sich insofern als ausgemachter Blödsinn erweist, als es aller soliden Forschung zur Sache widerstreitet. Deren letzter Stand soll, wie es heißt, in einer ausführlichen Einleitung zur neuen Barnabas-Ausgabe des Spohr Verlages angemessen gewürdigt werden.
Wa aleikum salam. Lieber Salim Spohr, es ist sicher nicht meine Absicht, mich hier schlecht zu benehmen.
Es ist sicher unislamisch, jemandem Schlechtigkeit zu unterstellen, den man nicht kennt, oder unbegründete Mutmaßungen als Fakten darzustellen. Es ist auch unislamisch, jemanden mit dem islamischen Friedensgruß zu grüßen, den man nicht für einen Muslim hält. Meine Bitte: Die “Adab-Keule” bitte stecken lassen, damit sie nicht zum “Bumerang” werde.
Zurück zu den Fakten. Bitte belege, inwiefern folgende Aussagen falsch sind:
Es gibt keine Textüberlieferung des Barnabasevangeliums vor dem 16. Jahrhundert.
Im Gegensatz zu den kanonischen und auch zu anderen apokryphen Texten ist bei christlichen Kirchenvätern oder Kirchenlehrern kein Zitat aus dem Barnabasevangelium nachgewiesen.
Es wird vor dem 16. Jahrhundert auch von keinem islamischen Autor erwähnt.
Es gibt im Barnabasevangelium mehrere schwere historische und geographische Fehler, wie beispielsweise, dass Jesus Christus geboren wurde, als Pilatus Statthalter war (also ab 26 oder 27 n. Chr.), oder dass Jesus zu Schiff nach Jerusalem reiste (das aber inmitten des Festlands liegt).
Es gibt im Barnabasevangelium Widersprüche zu frühen nicht-christlichen Quellen.
Das Barnabasevangelium zitiert aus der Vulgata, der lateinischen Bibelübersetzung, die jedoch erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. entstand.
Das Barnabasevangelium erwähnt vier der Fünf Säulen des Islam, die jedoch vor der Entstehung des Islam im 7. Jahrhundert n. Chr. unbekannt waren.
Solange diese Aussagen nicht widerlegt sind, ist leider davon auszugehen, dass deine Spekulationen über die historische Authentizität des von dir vetriebenen “Barnabas Evangelium” falsch sind.
Salim Spohr sagt: “Bezeugen eindeutige Belege der Nähe des Barnabas-Evangeliums zu Tatians Diatessaron aus dem zweiten Jahrhundert sein hohes Alter…”
Das Diatessaron des Tatian ist eine Evangelienharmonie basierend auf den 4 kanonischen Evangelien Markus, Matthäus, Lukas und Johannes, es muss daher jünger sein als die zugrunde liegenden Einzelevangelien.
Sollte das Alter des “Barnabas Evangelium” tatsächlich dem Alter des Diatessaron entsprechen, so wäre es immer noch jünger als die kanonischen Evangelien. Die Entstehung der Evangelien Markus, Matthäus, Lukas und Johannes wird von der Forschung im ersten Jahrhundert angenommen. Das ist akademischer Konsens (vielleicht mit Ausnahme des Johannes Evangeliums als jüngstem).
Ich bin nicht sicher, ob du eine inhaltliche Übereinstimmung zwischen Diatessaron und “Barnabas Evangelium” vertrittst.
Falls ja, so wäre es hilfreich, wenn du eine Darstellung der Kreuzigung des Judas anstelle von Jesus in diesem Diatessaron
belegen könntest.
Da wurde etwas falsch verstanden. Wir sagen nicht, daß das Barnabas-Evangelium auf Tatians Diatesseron zurückgehe oder auf ihm fuße, sondern nur, daß es eine erstaunliche Nähe beider zueinander gibt, die der Aramäisch-Spezialist Prof. Josten anhand überraschend vieler Belege entdeckt hatte, wodurch zunächst einmal jene weit verbreitete Verunglimpfung, das Evangelium sei die Fälschung eines im 16. Jahrhundert zum Islam konvertierten Juden grundsätzlich widerlegt ist. Wir sind also schon zumindest mal im zweiten Jahrhundert nach Christus gelandet. Tatsächlich müssen die neugefundenen Belege anders gedeutet werden, als ihr Entdecker selbst es geglaubt hatte. Richtig verstanden, d. i. im Zusammenhang mit anderen z. T. im Posting (s. o.) genannten Belegen gesehen, verweisen sie nämlich weit über Tatians Harmonie und deren zugrundeliegenden Evangelien hinaus auf das hin zurück, was man unter dem Namen des Nazaräers in Form von Fragmenten kennt. Es sieht so aus, als sei das Barnabas-Evangelium, unangesehen bestimmter, später hinzugefügter Varianten, nichts Geringeres als der Nazaäer selbst in voller Länge. Weil indes alles ein bißchen komplizierter ist, als es auf den ersten Blick erscheint, erst recht als diese Schirrmachers und Slomps uns weismachen wollen, bitte ich um etwas Geduld und verweise auf das neue Vorwort zur 3. Auflage des Evangeliums, die in etwa vier Wochen erscheinen soll. Das Vorwort, dem ich jetzt nicht vorgreifen will, soll auch für sich beziehbar sein.
Vielen Dank für die Antwort.
Du sagst “sondern nur, daß es eine erstaunliche Nähe beider zueinander gibt, die der Aramäisch-Spezialist Prof. Josten anhand überraschend vieler Belege entdeckt hatte..”
Worin besteht diese “erstaunliche Nahe”?
Was ist dein Punkt? Inwiefern belegt diese “Nähe” deine These, die Kreuzigung des Judas anstelle Jesus (as) sei historische Tatsache?
Wird das Vorwort frei beziehbar sein oder muss dafür bezahlt werden?
Was es mit der erstaunlichen Nähe auf sich hat, soll in dem neuen Forschungsbericht, der der kommenden Barnabas-Ausgabe vorangestellt wird, genauer erklärt. Daß diese Nähe die These der Kreuzigung des Judas belegen sollzunächst einmal , wie Du glaubst, stimmt nicht. Diese beiden Sachen haben gar nichts miteinander zu tun. Jene Nähe belegt zunächst nur, daß das Barnabas Evangelium keineswegs das ist, was immer wieder und eben auch in dem unsäglichen von Dir ins Spiel gebrachten deutschen WIKEPEDIA-Artikel behauptet wird, die Fälschung nämlich eines im 16. Jahrhundert zum Islam konvertierten Juden. – Aber ich bitte noch um etwas Geduld, bis mit der neuen Ausgabe des Werkes auch der neue Bericht zur Barnabas-Forschung erscheint.
Salim Spohr sagt: “Daß diese Nähe die These der Kreuzigung des Judas belegen sollzunächst einmal , wie Du glaubst, stimmt nicht. Diese beiden Sachen haben gar nichts miteinander zu tun.”
Warum wird dann im Post oben die “Neuen Ergebnisse der Barnabas-Forschung” in einen direkten Zusammenhang mit der behaupteten Kreuzigung des Judas gebracht, wenn “Diese beiden Sachen gar nichts miteinander zu tun.” haben ????
Siehe auch Titel des Post.
Zitat “Neue Ergebnisse der Barnabas-Forschung wecken Zweifel an einem der wesentlichen Dogmen der abendländischen Christenheit. Danach hatte nicht der Herr Jesus, der Friede sei auf ihm, sondern der Verräter Judas Ischariot den Leidensweg zwischen Pontius und Pilatus beschritten, und auch er wäre es gewesen, der schließlich gekreuzigt worden war.”
Die Sache ist ganz einfach. Eine Würdigung der Perikope von der Sünderin – ich meine die Sache mit dem Spiegel (siehe das Posting selbst) – gibt im Zusammenhang mit der Würdigung einer alten armenischen Überlieferung mit einer ähnlichen Variante einen Hinweis auf das extrem hohe Alter des Barnabas-Evangeliums. Das allein ist für sich ohne Wenn und Aber wirklich bemerkenswert, ja, eine Sensation. Das Barnabas Evangelium wird nämlich als authentische judenchristliche Schrift erkennbar, was aus der Perspektive des von Burhanuddin so warm empfohlenen deutschen Wikepedia-Artikels evangelikaler Barnabas-Evangelium-Hasser nicht sein darf. Und es liegt in der Logik dieser neuentdeckten Authentizität, daß diese natürlich auch für die Kreuzigung des Judas gilt, denn letztere ist ja schließlich Teil des Evangeliums. Zwar war sie nicht Element des Beweisganges selbst (und hatte mit ihm in diesem Sinne „nichts zu tun“) ist aber doch von ihm betroffen, hat insofern wie das ganze Evangelium also sehr wohl etwas mit ihm „zu tun“.
Die Sache ist ganz einfach. Eine Würdigung der Perikope von der Sünderin – ich meine die Sache mit dem Spiegel (siehe das Posting selbst) – gibt im Zusammenhang mit der Würdigung einer alten armenischen Überlieferung mit einer ähnlichen Variante einen Hinweis auf das extrem hohe Alter des Barnabas-Evangeliums. Das allein ist für sich ohne Wenn und Aber wirklich bemerkenswert, ja, eine Sensation. Das Barnabas Evangelium wird nämlich als authentische judenchristliche Schrift erkennbar, was aus der Perspektive des von Burhanuddin so warm empfohlenen deutschen Wikepedia-Artikels evangelikaler Barnabas-Evangelium-Hasser nicht sein darf. Und es liegt in der Logik dieser neuentdeckten Authentizität, daß diese natürlich auch für die Kreuzigung des Judas gilt, denn letztere ist ja schließlich Teil des Evangeliums. Zwar war sie nicht Element des Beweisganges selbst (und hatte mit ihm in diesem Sinne „nichts zu tun“) ist aber doch von ihm betroffen, hat insofern wie das ganze Evangelium also sehr wohl etwas mit ihm „zu tun“.
Vielen Dank für deine Antwort. Ich empfehle den Wikipedia-Artikel nicht “wärmstens”. Das ist eine falsche Darstellung meiner Position, ein Strohmann Argument. Mein Punkt ist folgender: Es reicht lediglich schon, bei wikipedia (man muss gar nicht lange recherchieren) nachzuschauen, um deine Spekulationen ad acta zu legen. Dort sind Fakten genannt, die die vermeintliche historische Autorschaft eines Apostel Barnabas widerlegen:
Diese sind, wie bereits gesagt:
Es gibt keine Textüberlieferung des Barnabasevangeliums vor dem 16. Jahrhundert.
Im Gegensatz zu den kanonischen und auch zu anderen apokryphen Texten ist bei christlichen Kirchenvätern oder Kirchenlehrern kein Zitat aus dem Barnabasevangelium nachgewiesen.
Es wird vor dem 16. Jahrhundert auch von keinem islamischen Autor erwähnt.
Es gibt im Barnabasevangelium mehrere schwere historische und geographische Fehler, wie beispielsweise, dass Jesus Christus geboren wurde, als Pilatus Statthalter war (also ab 26 oder 27 n. Chr.), oder dass Jesus zu Schiff nach Jerusalem reiste (das aber inmitten des Festlands liegt).
Es gibt im Barnabasevangelium Widersprüche zu frühen nicht-christlichen Quellen.
Das Barnabasevangelium zitiert aus der Vulgata, der lateinischen Bibelübersetzung, die jedoch erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. entstand.
Das Barnabasevangelium erwähnt vier der Fünf Säulen des Islam, die jedoch vor der Entstehung des Islam im 7. Jahrhundert n. Chr. unbekannt waren.
Solange diese Aussagen nicht widerlegt sind, ist leider davon auszugehen, dass deine Spekulationen über die historische Authentizität des von dir vetriebenen “Barnabas Evangelium” falsch sind.
Es steht dir weiterhin frei, diese Punkte zu widerlegen, du ignorierst sie allerdings und bringst lieber logische Fehlschlüsse wie ad hominem oder Strohmann “Argumente” vor.
Du sagst: “Und es liegt in der Logik dieser neuentdeckten Authentizität, daß diese natürlich auch für die Kreuzigung des Judas gilt, denn letztere ist ja schließlich Teil des Evangeliums.” Noch eine logische Fehlleistung, ein non sequitur.
Enthält jene “alte armenische Überlieferung” auch eine Darstellung der Kreuzigung des Judas? Und liegt in der “Logik” dieser “neuentdeckten Authentizität”, daß diese dann auch für die schweren historischen und geographischen Fehler des “Barnabas-Evangeliums”(s.o.) gilt?
Noch ein Punkt, der deine Sache wirklich glaubwürdiger erscheinen liesse, den du aber auch konsequent ignorierst: Kannst du bitte einen oder gerne auch mehrere Gelehrte der “Barnabasforschung” (oder andere akademische Bibelforscher)
benennen (mit entsprechenden Belegen), die anhand wissenschaftlicher Belege fundiert deine Meinung vertreten, Judas sei anstelle anstelle von Jesus gekreuzigt worden?
“Luigi Cirillo und Paul Fremaux, Shlomo Pinés, Henri Corbin, Jan Joosten sowie H. J. Schoeps” – vertritt einer dieser Gelehrten aufgrund seiner wissenschaftlichen Untersuchungen deine Meinung, das “Barnabas Evangelium” wäre authentisch, es stamme aus dem 1. Jrh. n.Chr. und der Autor wäre der “Apostel Barnabas”?
Ich behaupte, es gibt keinen Gelehrten von Format, auch keinen muslimischen, der sich so weit aus dem Fenster lehnen würde wie du, er hätte Belege dafür, Judas sei anstelle von Jesus gekreuzigt worden. Diese Belege gibt es nicht, und ich befürchte, daran werden deine “neuen Ergebnisse der Barnabas-Forschung” nichts ändern. Aber ich lasse mich gern eines besseren belehren.
Wa salam.
Also, also, Burhanuddin, das macht sich auf den ersten Blick ganz gut, was Du schreibst, näher besehen indes erweist sich das meiste der vorgelegten Argumente als problematisch oder gar als einfach falsch bzw. veraltet.
Du schreibst: „Es gibt keine Textüberlieferung des Barnabasevangeliums vor dem 16. Jahrhundert.“
Die Problematik dieser Behauptung läßt sich an einem analogen Fall erklären, der in Justins Dialog vorliegt, einem der ältesten christlichen Texte außerhalb des Neuen Testaments. Justin wurde 165 n. Chr. in Rom hingerichtet, er schrieb den Dialog ca. 140 n. Chr. und dieser wird in Eusebius’ Kirchengeschichte von ca. 325 n. Chr. erwähnt. Die einzige erhaltene Handschrift datiert jedoch aus dem 16. Jahrhundert. Dennoch bezweifelt die Forschung nicht, daß es sich tatsächlich um den frühchristlichen Dialog handelt. Der Dialog enthält Evangelienzitate mit besonders archaischen, später eliminierten Lesarten, die sich etwas später im Diatessaron seines Schülers Tatian wiederfinden. Völlig analog finden sich auch im Barnabas Evangelium archaische später eliminerte Lesarten. Dieses Beispiel dient bei W. S. Petersen, „Tatians Diatessaron“ (Leiden 1994), zur Illustration der textkritischen Regel, daß das Alter von Handschriften und das Alter darin enthaltener Lesarten eben etwas völlig verschiedenes sind.
Du schreibst: „Im Gegensatz zu den kanonischen und auch zu anderen apokryphen Texten ist bei christlichen Kirchenvätern oder Kirchenlehrern kein Zitat aus dem Barnabasevangelium nachgewiesen.“
Es ist alles ein bißchen komplizierter: So gibt es sehr wohl Zitate aus einem Matthias Evangelium. Aufgrund bestimmter Indizien läßt sich folgern, daß Barnabas und Matthias eine und dieselbe Person waren. Die Barnabasakten, die älter sind als die Auffindung seines Grabes in Zypern, berichten, daß Barnabas verschiedene Dokumente mit sich führte. Ferner soll Er durch Auflegen eines dieser Bücher Kranke geheilt haben. Markus, der die Barnabasakten geschrieben haben will, hätte diese Dokumente später nach Alexandria mitgenommen. Etwa 140 Jahre später zitiert Clemens von Alexandria aus einem Matthias Evangelium!
Du schreibst: „Es wird vor dem 16. Jahrhundert auch von keinem islamischen Autor erwähnt.“
Ja und, was folgt daraus? Das Argument kehrt sich doch um. Denn wäre das Barnabas Evangelium eine muslimische Fälschung, hätten diejenigen, die einen solchen Aufwand trieben, es auch erwähnt.
Du schreibst: „Es gibt im Barnabasevangelium mehrere schwere historische und geographische Fehler, wie beispielsweise, daß Jesus Christus geboren wurde, als Pilatus Statthalter war (also ab 26 oder 27 n. Chr.), oder daß Jesus zu Schiff nach Jerusalem reiste (das aber inmitten des Festlands liegt).“
Dazu dies: Selbst in die Überlieferung der kanonischen Texte haben sich zahlreiche Fehler eingeschlichen, ohne daß man sie deshalb in Bausch und Bogen abgelehnt oder gar für eine Fälschung gehalten hätte. Ich empfinde die hinter diesem Argument stehende Haltung als überängstlich, sie ist einfach unangemessen, hochneurotisch, irgendwie krank. – Vielleicht hat ein müder Abschreiber Herodes und Pilatus durcheinandergebracht. Na und? Da wir aber nur eine vollständige Handschrift besitzen, läßt sich so ein trivialer Fehler nicht emendieren. Zum zweiten genannten Beispiel dies: Zu allen Zeiten war bekannt, daß Jerusalem in einem Hügelland und fern des Meeres liegt. Die Bibel genügt dafür, das zu wissen. Jesus könnte jedoch ohne weiteres, beispielsweise mit dem Fischerboot des Petrus, vom See Genezareth den Jordan hinunter bis in die Nähe Jerusalems gefahren sein. Hier von einem „schweren … geographischen Fehler“ zu sprechen, wie Du es tust, ist einfach völlig daneben, geradezu irre. Darauf hatte ich schon vor zwanzig Jahren in der Auseinandersetzung mit Frau Schirrmacher und jenem Mönch Jan Slomp hingewiesen, und jetzt kommst Du im Tonfall des bestallten Richters und bringst doch nur den kalten Kaffee: jenes reine Produkt der Verängstigung der evangelikalen Szene durch ein heiliges Buch.
Wenn Du schreibst, es gäbe „im Barnabasevangelium Widersprüche zu frühen nicht-christlichen Quellen“, dann solltest Du diese Quellen nennen. In dieser allgemeinen Form vorgebracht, ist eine Stellungnahme dazu nicht möglich.
Dann sagst Du: „Das Barnabasevangelium zitiert aus der Vulgata, der lateinischen Bibelübersetzung, die jedoch erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. entstand.“
Hier wiederholst Du nur einen Fehler, den andere vor Dir gemacht hatten: Die Raggs behaupteten nämlich im Jahre 1907 irrtümlich, das Barnabasevangelium zitiere aus der Vulgata. Tatsächlich zitiert es häufig aus einer Evangelienharmonie, die Lesarten entgegen dem Vulgatatext mit Tatians Diatessaron aus dem 2. Jahrhundert teilt (vgl. Joosten in: Harvard Theological Review 2002 sowie in: Journal of Theological Studies 2010, ferner Claudio Malzoni in: Revue biblique S. 585 (2006)).
Dann sagt Du, das Barnabasevangelium erwähne nur „vier der Fünf Säulen des Islam, die jedoch vor der Entstehung des Islam im 7. Jahrhundert n. Chr. unbekannt waren“.
Du solltest wissen: Die „5 Säulen“ sind kein Alleinstellungsmerkmal des Islam! Glaubensbekenntnis an einen Gott, regelmäßiges Gebet, Armensteuer, Fasten und Pilgerfahrten gab es auch im Judentum und frühen Christentum. Belege u. a. bei Tertullian. Damit läßt sich also weder etwas beweisen noch widerlegen.
Und dann noch dies: Die Kreuzigung des Judas läßt sich anhand dessen, was uns zur Zeit vorliegt, ebenso wenig beweisen wie die von Jesus. Fakt ist, daß judenchristliche Sekten in verschiedenen Varianten glaubten, daß an der Stelle Jesu ein anderer gekreuzigt worden war. Ein Beispiel liefern die Johannesakten (2. Jhdt.). Bei den Ebionäern ist es Simon von Zyrene, der an der Stelle Jesu gekreuzigt worden sein soll (Lk. 23,26). In der persischen Evangelienharmonie, die aus dem Aramäischen übersetzt wurde und ebenfalls eine Fülle archaischer Lesarten enthält, sagt Jesus zu Judas: „Auf dich (komme) das, wozu du gekommen bist.“ Demzufolge wäre nach Meinung des Autors Judas gekreuzigt worden. Da es sich auch hier um eine alte, später nicht mehr vertretene Lehre handelt, ist auch dies ein Argument für das hohe Alter der Barnabas-Überlieferung.
Weitere Argumente für das hohe Alter der Barnabas-Überlieferung liefert die Perikope von der Sünderin, die gesteinigt werden sollte. In unserem Evangelium sehen die Pharisäer auf dem Boden ihre Sünden, wie in einem Spiegel. Im ältesten armenischen Manuskript des Johannes Evangeliums heißt es entsprechend: Und sie sahen ihre Sünden auf den Steinen. Codex Edschmiadzin (892 n. Chr.):
»Jesus antwortete und sprach: „Kommt ihr, die ihr ohne Sünde seid, werft Steine und steinigt sie zu Tode.“ Aber er selbst, seinen Kopf beugend, schrieb mit dem Finger auf die Erde, um ihre Sünden zu verkünden. Und sie alle sahen ihre Sünden auf den Steinen. Aber sie, erfüllt von Scham, gingen weg, und niemand blieb als allein die Frau. Sagte Jesus: „Geh in Frieden und bringe das Opfer für Sünden, wie es in ihrem Gesetz steht.“«
Die Erwähnung des Gesetzes zeigt im übrigen neben anderen Details, daß es sich hier um eine judenchristliche Version der Geschichte handelt. Man weiß durch Eusebius, daß sie auch im Nazaräer Evangelium stand.
Zum Vergleich diese Stelle aus dem Barnabas Evangelium: „Da beugte sich Jesus hinunter und machte mit dem Finger einen Spiegel auf den Boden, in dem ein jeder seine eigenen Verfehlungen sah.“ (Kap. 201 (Übers. S. Linges))
Abschließend möchte ich noch ein Wort zum Stil Deiner Postings sagen und daß ich es als unangemessen empfinde, wenn Du mit Prädikaten wie „Strohmann-Argument“ oder „non sequitur“ herummachst und dabei einen logischen Anstand künstelst, so diese Prädikate doch gar nicht in die Logik, sondern in Rhetorik oder die Kunst gehören, um Recht zu behalten. Grundsätzlich empfinde ich auch als bodenlos naiv, wenn Du glaubst, der Sache durch Einforderung „wissenschaftlicher Belege“ dienen zu können. Denn zum einen gibt es auf der Welt so wenig Belege, die das Prädikat „wissenschaftlich“ tragen könnten, wie es grundsätzlich auch keine „wissenschaftlichen Erkenntnisse“ gibt – es gibt, kantisch gesprochen, nur wahre und falsche Erkenntnisse, und eine jede Erkenntnis, ganz gleich in welchem sozialen (beispielsweise dem wissenschaftlichen) Kontext hervorgebracht, muß auch falsch sein können – und ein Hinweis auf die Wissenschaft nur unlauter sein kann, wenn damit suggeriert wird, eine entsprechende Erkenntnis müsse wahr sein. Wir brauchen keine, wie Du sie nennst, „wissenschaftlichen Belege, was wir brauchen und was uns völlig reicht, sind Belege!
Das ist der ewige Mythos der Halbgebildeten, die „Wissenschaft“, obwohl Thomas S. Kuhn schon vor dreißig Jahren herausgefunden hatte, daß Paradigmenwechsel in den Wissenschaften sich nicht etwa dem guten Argument verdanken, wie wir alle naivermaßen geglaubt hatten, sondern nurmehr den „Kräften des Sozialspieles“. Damit ist „Wissenschaft“ im Prinzip für jeden Rechtschaffenen erledigt und als durch gesellschsftliche Umstände prinzipiell korrumpierbar bzw. korrumpiert entlarvt. Im Falle der Bibelwissenschaften verschärft sich dieses Problem zudem insofern, als alle Bibelforschung seit Hunderten von Jahren fest in der Hand der Kirchen ist. Ich brauche nicht auch noch zu erwähnen, daß eine mehrbändige „Kriminalgeschichte des Christentums“ auf guten Gründen ruht.
So weit,
Mit besten Wünschen,
wa s-salam
Salim Spohr sagt: “Neue Ergebnisse der Barnabas-Forschung wecken Zweifel an einem der wesentlichen Dogmen der abendländischen Christenheit. Danach hatte nicht der Herr Jesus, der Friede sei auf ihm, sondern der Verräter Judas Ischariot den Leidensweg zwischen Pontius und Pilatus beschritten, und auch er wäre es gewesen, der schließlich gekreuzigt worden war.”
Ist es dir möglich, bitte die entsprechenden Belege, Referenzen, Zitate etc. vorzulegen? Sonst kann deine Aussage nicht überprüft werden und muss als unbegründete Behauptung stehen bleiben?
Kannst du bitte einen oder gerne auch mehrere Gelehrte der “Barnabasforschung” (oder andere akademische Bibelforscher)
benennen (mit entsprechenden Belegen), die anhand wissenschaftlicher Belege fundiert deine Meinung vertreten, Judas sei anstelle anstelle von Jesus gekreuzigt worden?
Salim Spohr sagt: “So verstanden, besteht die reale Möglichkeit, daß das hier herausgegebene Werk im wesentlichen nichts Geringeres als die Bibel an sich, Grundlage aller biblischen Überlieferungen ist.”
Entschuldigung, aber das ist real unmöglich. Schlichtweg falsch. Die christliche “Bibel” ist auf jeden Fall eine Sammlung von zumindest 66 Büchern (die genaue Anzahl ist umstritten) unterschiedlicher Autoren.
Die alle älter sind als das “Barnabas Evangelium” – davon ist jedenfalls auszugehen, solange das Gegenteil nicht bewiesen ist.
Selbst das “neue Testament” umfasst alleine im allgemeinen 27 Bücher unterschiedlicher Autoren.
Was willst damit aussagen? Dass das Barnabas Evangelium eine Sammlung mehrerer Autoren ist?
Dass das Barnabas Evangelium alle Bücher der Bibel beinhaltet?
Das ist ein Mißverständnis. Mit “Bibel an sich” ist das authenische Zeugnis Jesu gemeint, das es wirklich verdiente, “Buch” (der Bücher), oder griechisch “Bibel” genannt zu werden.
786 – Lieber Salim – Tatians Diatessaron wurde nicht vor 173 n. Chr. von tatian kompiliert. Dies ist das Datum als er Rom den Rücken kehrte und in seine aramäisch sprechende Heimat zurückging. Das Diatessaron geht aber laut W.S Petersen (“Tatians Diatessaron Leiden 1994) auf die Evangelienharmonie seines Lehrers Justin zurück, (“Memoiren der Apostel”), die wahrscheinlich eine Übersetzung des Hebräerevangeliums darstellte. Dadurch wird es methodisch schwierig, den Einfluß tatians vom Einfluß des hebräerevangeliums bzw. von Justins Evangelienharmonie zu unterscheiden. Einziges Alleinstellungsmerkmal des Diatessaron ist die Sequenz der Erzählung und gerade die ist im Barnabasevangelium stark abweichend. –> m. E. Einfluß des Hebräerevangeliums wahrscheinlicher, als derjenige Tatians, wie ihn Joosten behauptet, der sich nicht um die Sequenz sondern um einzelne Lesarten gekümmert hat. Übrigens stand die Perikope Adultera nicht in tatians Diatessaron!