RAMADAN MUBARAK

Tarawîh-Gebet. – Wir sagen “Ramadan Mubârak!” oder “Ramazan Mübarek Olsun!” –  Was dieser ganz besondere Monat nicht allein für die Muslime, sondern für alle Menschen und nicht nur für sie, sondern alle Lebewesen auf diesem Planeten auf sich hat, soll in den folgendne Zeilen zur Sprache kommen:  

– »Der Monat Ramadân, in welchem der Qur’ân herabgesandt wurde als eine Leitung für die Menschen und als Zeugnis der Leitung und Unterscheidung.« (Die Kuh, 2:185)

Über diesen großen, feierlichen Monat sagte der heilige Prophet, auf den und die Seinen Allah Segen und Frieden sende: »Sein Anfang ist Barmherzigkeit, seine Mitte Vergebung und sein Ende eure Errettung vor dem Feuer der Hölle.« Als an einem Freitag der heilige Prophet die Kanzel, Minbar, bestieg, um die Predigt des Jum‘a, Freitagsgebets, zu geben, betrat er die erste Stufe. Als sein anderer Fuß die zweite Stufe berührte, sagte er vernehmbar »Âmîn«. Er bestieg die dritte Stufe und sagte wiederum »Âmîn«. Und als er auf der dritten Stufe zu stehen kam, sagte er noch einmal »Âmîn«. Nachdem er die Khutba gegeben und das Jum‘a-Gebet gebetet hatte und die Jum‘a-Gemeinde sich verlaufen hatte, erhob sich sein Gefährte ‘Umar und fragte: »O Rasûlullâh, als du die Stufen des Minbars bestiegst, hörten wir dich dreimal »Âmîn« sagen; was ist der Grund dafür gewesen?«, denn sie wußten alle, daß jede Handlung des heiligen Propheten eine Bedeutung hat. Der heilige Prophet gab zur Antwort: »Als ich die erste Stufe bestieg, erschien mir der Engel Gabriel mit dem Befehl meines Herrn. Er gab mir den Friedensgruß, Salâm, und sagte: ,Wenn jemand deinen Namen erwähnt, ohne Heil- und Friedenswünsche – salât wa salâm – hinzuzufügen, so soll er erniedrigt werden (wörtlich: seine Nase in den Staub getreten werden).‹ Darauf sagte ich ›Âmîn‹. Als ich auf der zweiten Stufe zu stehen kam, war der Engel bereits zum siebten Himmel und zurück geflogen und hatte neuen Befehl vom Herrn der Welten gebracht. Er sprach: ›O Prophet Allâhs, wenn einer seine Eltern nicht zufriedenstellt und ihnen nicht wohlgefällig ist, so wird er erniedrigt werden.‹ Darauf erwiderte ich abermals ›Âmîn‹.« – Dies ist ein sehr wichtiger Punkt: Auch wenn die Eltern keine Muslime sind, muß man danach trachten, sie zufriedenzustellen. Der Sohn ist zwar nicht verpflichtet, sie zu ihrer Kirche hinzubringen, aber er muß sie abholen und sie notfalls auf seinem Rücken heimtragen. Er muß den Wein nicht vor sie hinstellen, so sie ihn verlangen, aber er muß ihnen das Glas abnehmen, wenn sie diesen Dienst von ihm fordern. Diese Dienste können die Eltern mit Recht von ihrem Kind beanspruchen. »Dann«, fuhr der heilige Prophet fort, »als ich die dritte Stufe erklommen hatte, erschien der Engel ein weiteres Mal und sagte: ›Wenn ein Mensch den Ramadân erlebt, er aber in diesem Monat keine Gnade für sich erlangen kann, so ist es um ihn geschehen.‹ ›Âmîn‹, antwortete ich auch darauf.« – »Denn Ramadân ist der Monat der Gnade und Vergebung Allâhs des Erhabenen, und wer in diesem Monat keine Vergebung erlangt, der ist verloren«, sprach der heilige Prophet. Der »segnende« heilige Ramadân ist ein Monat der Gnade. Jede Stunde, von der ersten Stunde des ersten Tages an, werden 300 000 Sünder aus der Hölle entlassen. Wenn auch ihre Verfehlungen groß waren, so verzeiht Allâh der Allmächtige ihnen doch zu Ehren des heiligen Monats und des Respekts, den sie den Fastenden entgegengebracht und der Dienste, die sie diesen geleistet haben. Bis zur heiligen Nacht Lailat al-Qadr, der Nacht der Macht, wird eine ungeheuer große Zahl die Gnade Allâhs erlangt haben. Wem es trotzdem nicht gelungen ist, vor Gott in dieser Zeit Gnade zu finden, der hat in der Tat viel verwirkt. Der heilige Prophet sagte auch: »Wer am Jum‘a, Freitag, hundertmal salât wa salâm (Heil- und Friedenswünsche) auf den Propheten ausspricht, dem gibt der Herr am Jüngsten Tage ein Licht, das die ganze Versammlung am Platz der Auferstehung beleuchten wird. Und wer den heiligen Monat Ramadân mit freudigem Herzen begrüßt und ihn herbeisehnt, dessen Körper wird von dem Feuer der Hölle nicht berührt.« In einem Hadîth qudsî sagt Allâh der Erhabene: »In der ersten Nacht des Ramadân spricht der Erhabene: Wer Uns liebt, den lieben auch Wir; wen nach Uns verlangt, nach dem verlangen auch Wir; Wer Uns um Vergebung ersucht, dem vergeben Wir zu Ehren des Monats Ramadân.« Im Ramadân ergeht der Befehl des Herrn an die »Schreiber« unter den Engeln, daß sie nur die guten Taten der Fastenden aufzeichnen und nicht ihre bösen und daß sie die Sünden vom Register löschen. Des heiligen Propheten Gefährte ‘Abbâs berichtet, daß der heilige Prophet gesagt habe: »Wüßte meine Gemeinde, wie groß der Segen des Ramadân ist, wie viele Sünden darin vergeben und wieviel Gnade und Lohn darin gespendet werden, sie würden wünschen, der Ramadân dauerte das ganze Jahr an, und sie verbrächten den gesamten Monat in Anbetung und Gottesdienst.« Der heilige Prophet sagte: »Jeden verlangt nach dem Paradies. Das Paradies aber verlangt nach viererlei Leuten: nach denen, die den Koran lesen (Hâfi| oder Vortragende), nach denen, die die Armen speisen, denen, die im heiligen Ramadân fasten, und solchen, die ihre Zunge vor bösen Worten zu hüten wissen.« »O ihr, die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch das Fasten, wie es den Früheren vorgeschrieben ward: Vielleicht werdet ihr gottesfürchtig.« (Die Kuh, 2:183) Allâh der Allmächtige hat das Fasten für uns verbindlich gemacht wie für diejenigen, die uns vorausgingen. Das Paradies sehnt sich nach denen, die fasten. Für jede gute Tat und jedes Gebet belohnt Allâh den Gläubigen, und der Lohn, den er empfangen wird, ist in den Hadîthen oft und ausführlich beschrieben. Nur den Lohn des Fastens hat Allâh der Erhabene nicht bekanntgemacht, denn Er sagt: »Das Fasten ist Mein, und Ich bin es, der es belohnt. Der Fastende enthält sich der Lust, des Essens und des Trinkens um Meinetwillen. Fasten ist wie ein Schutzschild, und der gefastet hat, wird zwei Freuden kennen: die Freude des Fastenbrechens und die Freude der Begegnung mit seinem Herrn. Und der Geruch, der dem Munde des Fastenden entströmt, ist nach Allâhs Befinden besser als der Geruch von Moschus …« (Hadîth qudsî, nach Al-Bukhârî) So hoch also wertet Allâh den Verdienst des Fastenden, und sogar sein Schlaf wird ihm als Gottesdienst angerechnet. Ein anderes Hadîth qudsî besagt: »Jede gute Tat, die ein Mensch vollbringt, tut er für sich, außer dem Fasten: Das ist für Mich, und Ich bin es, der es belohnt.« Jedes Gebet, jede fromme Handlung, die ein Muslim ausführt, tut er für sich, das Fasten aber ist eines der Geheimnisse Allâhs, und das Fasten allein ist eine nicht sichtbare Form der Verehrung. Jeder kann beim Gebet, beim Koran-Lesen, bei einer Pilgerfahrt usw. gesehen werden, aber das Fasten ist verborgen, und nur Allâh weiß es, und Allâh allein weiß auch seinen Lohn. Der heilige Prophet , salla llâhu ‘alayhi wa sallam, sagte: »Am Tage des Gerichts wird einer Schar von Seelen Flügel gegeben, und sie lassen sich auf der Mauer des Paradieses nieder. Die Torhüter des Paradieses fragen erstaunt: ›Wer seid ihr?‹ ›Wir gehören zur Gemeinde des Propheten Muhammad‹, werden sie antworten. ›Seid ihr denn gerichtet worden?‹ fragen die Hüter des Paradieses. ›Nein‹, antwortet die geflügelte Schar. ›Habt ihr die Brücke des Sirât gesehen?‹ fragen die Engel weiter. ›Nein‹, werden sie antworten. ›Wie kommt ihr zu diesem hohen Rang?‹ fragen die Engel. ›Wir übten auf Geheiß Allâhs eine geheime Form der Anbetung, (i. e. das Fasten), und so hat Er uns auf geheimem Wege hierhergebracht …« Der heilige Prophet hat auch gesagt: »Mir und meiner Gemeinde hat Allâh der Allmächtige fünf Dinge gegeben, die keiner Gemeinde vor der meinigen gegeben wurden: Deren erstes ist der Blick der Gnade, den Allâh in der ersten Nacht des heiligen Ramadân auf sie wirft; wer von diesem Blick erfaßt wird, den wird die ewige Strafe nicht berühren. Das zweite ist, daß Allâh Seinen Engeln geboten hat, für die Gemeinde Muhammads um Vergebung zu bitten. Das dritte: Der Geruch, der dem Munde eines Seiner fastenden Knechte entströmt, ist Ihm lieblicher als Moschus oder Ambra. Das vierte: Allâh der Erhabene hat zu Seinem Paradiese gesagt: ›O Paradies, schmücke dich festlich, denn Mein fastender Knecht ist auf dem Weg zu dir.‹ Und fünftens wird Er einem jeden der Gemeinde Muhammads Verzeihung dafür gewähren, daß er ›Lâ ilâha illâ llâh, Muhammadu r-rasûlu llâh‹ gesprochen hat.«

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Eines Tages sprach der Prophet Mûsâ, ‘alayhi s-salâm, zum Herrn: »O mein Herr und Gott, wie reich hast Du mich mit Gaben und Vorzügen bedacht; Du sprichst unmittelbar zu mir, ohne einen Mittler – kann es einen höheren Grad an Nähe und Vertrautheit mit Dir geben? Ist’s möglich, daß Du irgendeinen Menschen mit höheren Ehrungen bedacht hast als mich?« Der Herr antwortete ihm und sprach: »O Mûsâ, es ist wahr, Ich spreche ohne Mittler zu dir, aber wisse, daß sich zwischen Mir und dir siebzigtausend Schleier befinden. Am Ende der Zeiten aber werde Ich einen Propheten zu einer sehr schwachen Gemeinde entsenden, und sein Name wird Muhammad sein, der Geliebte Allâhs. Dieser Gemeinde werde ich einen Fastenmonat auferlegen. Wenn sie ihr Fasten allabendlich brechen, werde Ich so viel Gunst und Gnade auf sie herabsenden, o Mûsâ, daß zwischen Mir und ihnen nur ein einziger Schleier bestehen bleibt. Dieser Schleier ist der Schleier des Todes.« Wäre es möglich, den allmächtigen Herrn der Welten und das Paradies in diesem Leben zu erblicken, so geschähe dies demjenigen, der den heiligen Ramadân fastet und Âyat al-Kursî (2:255) liest. »Wohl ergeht es denen, o Mûsâ, die um Meinetwillen ihren Hunger ertragen und deren Lungen vor Durst schier verbrennen! Ich, dein Herr und Gott, bin diesen Knechten näher noch als dir, o Mûsâ!« Der große Heilige Dâwûd atTâ’î schlief einmal während des Ramadâns am Tage ein. Er sah einen Traum: Sich selbst sah er an einem Fluß des Paradieses sitzen, dessen Ufer aus grünem Smaragd bestand und in welchem Kiesel aus rotem Rubin lagen. In seiner Nähe befanden sich die Jungfrauen des Paradieses, Huris genannt, deren Antlitz so hell wie die Sonne strahlt. Er betrachtete sie voll Erstauen und sagte: »Lâ ilâha illâ llâh, Muhammadu r-rasûlu llâh!« Sie antworteten ihm mit den nämlichen Worten und stellten sich ihm vor: »Wir sind als Frauen denen bestimmt, die im Ramadân fasten und beten und Tasbîh (Lobpreis Gottes) und Sajda (Niederwerfung) machen.« Diese Huris tragen jeweils siebzig Gewänder, eins über dem anderen, und jedes Gewand ist von einer anderen Form und Farbe, aber wunderbarerweise verdeckt ein Gewand nicht das nächste, sondern alle sind gleichzeitig sichtbar. Die Huris thronen auf herrlichen Sesseln aus Rubin und Smaragd und ruhen auf goldenen, perlenübersäten Liegen. Vor ihnen, auf Tischen ausgebreitet, stehen viele Teller und Schalen voll köstlicher Speisen und Getränke. »Dies ist das Mahl für die, die im Ramadân gefastet haben, und dieses Paradiesgelage ist nur für sie zubereitet«, sagen die Huris, die auf ihren Gemahl warten … Ibn ‘Abbâs berichtet, daß der heilige Prophet gesagt habe: »In der ersten Nacht des Monats Ramadân erhebt sich ein Wind unterhalb des göttlichen Thrones. Dieser Wind weht durch die Wälder des Paradieses, und das Laub an den Ästen seiner Bäume wird davon berührt und beginnt zu rascheln. Dieses Rascheln aber ist von einer solchen Melodie und Süßigkeit, daß sogar die Huris, deren Stimmen an Lieblichkeit alles übertreffen, überrascht aufschauen und einander befragen, woher nur diese süßen Töne kommen mögen. Eine Stimme antwortet ihnen: »Es ist die erste Nacht des heiligen Ramadân, und ein Wind voll göttlicher Gnade hat sich erhoben und regt die Bäume in den Gärten, die der Gemeinde Muhammads gehören, die nun das Fasten des Ramadân beginnt …« Da sprechen die Huris ein Gebet und sagen: »O Herr, daß wir doch denen Deiner Diener angehören möchten, die in diesem heiligen Monat fasten …« Von Ibn ‘Abbâs wird auch berichtet, daß er den heiligen Propheten hat sagen hören: »Wer in der ersten Nacht des Ramadâns aufsteht (um zu beten), dessen Herz wird Allâh zu neuem Leben erwecken.« So wie einer die Nacht durch seine Gebete und Übungen belebt, so wird Allâh sein Herz wiederbeleben, wenn es gestorben ist. Wenn die Sichel des jungen Ramadânmondes erscheint, rufen all die Engel um den Thron Gottes voll Freuden aus: »Welch großes Glück für die Gemeinde Muhammads! Tûbâ li ummati Muhammad! Welch ein Segen, diesen heiligen Monat erleben zu dürfen!« Sonne, Mond und Sterne, die Fische im Meer und die Vögel in der Luft, alles, was von Gott geschaffen ist und zwischen Himmel und Erden Leben hat, preist den Herrn und erbittet Vergebung für die Gemeinde Muhammads und für die, die das Fasten einhalten. Einzig und allein Schaitan, der verfluchte Satan, schreit auf vor Schmerz und Zorn, da er zusehen muß, wie soviel Gnade und Vergebung auf die Sünder herabgesandt wird, die er schon für seine sichere Beute gehalten hatte. Aber Allâh vergibt in diesem Monat allen Menschen und befiehlt seinen Engeln, all ihre Gebete, ihr Fasten und ihre Anrufungen der Gemeinde Muhammads zu stiften. Der heilige Prophet hat gesagt: »In der ersten Nacht des Ramadân werden alle Teufel und Dschinn in Fesseln geschlagen und gebunden, so daß sie das Fasten der Muslime nicht stören können. Die sieben Tore der Hölle werden auch verschlossen bis zum Ende des heiligen Ramadân.« Die acht Tore des Paradieses werden dann geöffnet, und in jeder Nacht ruft der Herr dreimal: »Wer von Mir etwas wünscht, dessen Wunsch werde ich erfüllen; wer sich zu Mir bekehrt, dessen Bekehrung nehme Ich an; wer von Mir Vergebung erbittet, dem werde Ich vergeben und vor der Hölle bewahren.« Des Propheten Gefährte ‘Umar berichtet vom heiligen Propheten: »Wenn einer aus meiner Gemeinde in einer Nacht des Ramadân erwacht und sich in seinem Bette rührt, dann sprechen zwei Engel an seiner Lagerstatt zu ihm: ›Auf, auf, o Knecht Gottes, denn Allâh der Allbarmherzige wünscht dir von Seiner Gnade und Vergebung zu gewähren und dich zu segnen – drum erhebe dich!‹ Wenn dieser Mensch nun aufsteht, beginnt ihn sein Bett zu loben und betet für ihn: ›O Allâh, gib ihm ein Lager und eine Ruhestatt im höchsten Paradies!‹ Er beginnt sich anzukleiden, und seine Kleider segnen ihn: ›O Herr, bekleide ihn mit den Gewändern des Paradieses!‹ Wenn er in seine Schuhe schlüpft, segnen ihn diese und sagen: ›O Herr, festige seinen Schritt und laß ihn nicht auf der Brücke des Sirât ausgleiten!‹ Nimmt er sodann einen Krug oder ein Gefäß, um seine Waschung vorzunehmen, so betet das Gefäß für ihn: ›Herr, gib ihm Paradieskrüge, damit er sich reinigen kann!‹ Er beginnt sich zu waschen (Wudû’), und das Wasser leistet Fürbitte: ›O Herr, so wie das Wasser seinen Mund reinigt, so reinige Du ihn von aller Sünde!‹ Wenn er dann zwei Raka‘ât des Gebets betet, bittet sein Haus für ihn: ›O Allâh, sollte sein Grab eng für ihn werden, so weite es ihm und mache es zu einem Ort der Gnade, nicht der Strafe!‹ Wenn er dann betet, schaut Allâh der Allmächtige auf ihn mit dem Blick der göttlichen Barmherzigkeit und spricht: ›O Mein Knecht, du bist Mein Diener, und Ich bin dein Gott und Herr. Dein ist das Bitten, und Mein ist die Antwort, dein ist der Wunsch, und Mein ist die Erfüllung, dein ist es, um Vergebung zu flehen, und Mein ist es, sie zu gewähren.‹ So spricht Allâh zu Seinem Knecht.« Allâh sprach zu Seinem Propheten Mûsâ auf dem Berge Sinai und sagte: »Ich habe der Gemeinde Muhammads zwei Lichter gegeben, um damit zweierlei Dunkelheit zu beleuchten.« Mûsâ fragte den Herrn: »Welches sind die zwei Lichter?« Der Herr antwortete: »Das eine ist das Licht des Ramadân, das andere das Licht des Korans.« Mûsâ fragte dann: »Und welches sind die zweierlei Finsternisse?« Der Herr sprach: »Die eine ist die Finsternis des Grabes, die andere die des Jüngsten Tages. Wer den Koran liest, dessen Grab wird beleuchtet sein, und wer den Ramadân fastet, der wird am Jüngsten Tage Licht haben.« ramadan-moon

Das Tarâwîh-Gebet

 Sayidina Alî, karrama llâhu wajhah, des heiligen Propheten Schwiegersohn, sprach über die Vortrefflichkeit des Tarâwîh-Gebetes, welches auch zu der Sunna des heiligen Propheten gehört. Er sagte: »Wer in der ersten Nacht des Ramadân das Tarâwîh-Gebet verrichtet, der wird rein und bar jeglicher Schuld wie ein neugeborenes Kind. Wer das Tarâwîh-Gebet in der zweiten Nacht betet, dessen Vater und Mutter erlangen Vergebung, sofern sie Muslime waren. Wer in der dritten Nacht Tarâwîh betet, dem bringt ein Engel vom Thron Gottes die Freudenbotschaft, daß er nun geläutert sei und Allâh ihm all seine vergangenen Sünden vergeben habe. Wer in der vierten Nacht betet, für den schreibt Allâh den Lohn für das Lesen aller heiligen Schriften, Thora, Evangelien (Injîl), Psalter (Zabûr) und Koran (Qur’ân). Wer in der fünften Nacht Tarâwîh betet, der erhält soviel Verdienst, als habe er in der heiligen Moschee Masjid al-Aqsâ in Jerusalem oder in Medina gebetet. Für das Gebet in der sechsten Nacht erhält er den Lohn, als habe er Tawâf um das heilige Himmelshaus, Bait al-Ma’mûr, gemacht, und alle Steine und der Staub der Erde beten für ihn und leisten Fürbitte seinethalben. Wer in der siebenten Nacht Tarâwîh betet, der erhält soviel, als hätte er zur Zeit des Propheten Mûsâ gelebt und wäre sein Helfer gegen Pharao gewesen. Für das Tarâwîh-Gebet in der achten Nacht wird er belohnt, wie der Prophet Ibrâhîm von seinem Herrn belohnt wurde. In der neunten Nacht erhält er für das Tarâwîh-Gebet soviel Segen, als habe er gemeinsam mit dem heiligen Propheten Muhammad gebetet. Für das Tarâwîh-Gebet in der zehnten Nacht teilt ihm Allâh der Allbarmherzige alles Gute in diesem und dem nächsten Leben zu. Wenn einer in der elften Nacht des Ramadân Tarâwîh betet, so wird er sündenfrei die Welt verlassen, rein wie ein neugeborenes Kind. Wer in der zwölften Nacht Tarâwîh betet, dessen Antlitz wird am Tag des Gerichts leuchten wie der volle Mond. Wer in der dreizehnten Nacht betet, der wird vor allen Übeln und Teufeln beschützt werden. Wer in der vierzehnten Nacht Tarâwîh betet, für ihn treten die buchführenden Engel als Fürsprecher ein und sagen: ›O Herr, dieser Mensch hat Tarâwîh gebetet‹, und seine Prüfung am Jüngsten Tag wird ihm leicht gemacht werden. Wer in der fünfzehnten Nacht Tarâwîh betet, für den bitten die Engel des göttlichen Thrones und des Thronsaales um Vergebung. Wer in der sechzehnten Nacht betet, dem verspricht der Herr Sicherheit vor dem Feuer der Hölle und verheißt ihm Eingang in das Paradies. Für das Tarâwîh-Gebet in der siebzehnten Nacht des Ramadân gibt ihm Allâh den Lohn der Propheten. In der achtzehnten Nacht ruft ein Engel aus himmlischen Höhen: ›Dir, Knecht Gottes, frohe Botschaft! Der Herr hat an dir Sein Wohlgefallen und an deinen Eltern auch!‹ In der neunzehnten Nacht erlangt er die Würde, zu den Bewohnern des Höchsten Paradieses Firdausi ‘âlâ zu gehören. In der zwanzigsten Nacht gibt ihm Allâh den Lohn der Märtyrer und Gerechten. In der einundzwanzigsten Nacht erbaut der Herr für ihn ein Paradieshaus aus lauterem Licht. In der zweiundzwanzigsten Nacht erreicht er, daß er am Jüngsten Tag ohne Gram und Leiden, mit freudigem Herzen zum Platz des Gerichts geführt wird. Für sein Tarâwîh-Gebet in der dreiundzwanzigsten Nacht belohnt ihn Allâh mit einem herrlichen Palast im Paradies. Wenn er in der vierundzwanzigsten Nacht Tarâwîh betet, erhört Allâh vierundzwanzig seiner Bitten in dieser Nacht. Für das Gebet in der fünfundzwanzigsten Nacht wird ihn Allâh im Grabe von Strafe befreien. Wer in der sechsundzwanzigsten Nacht Tarâwîh betet, erhält den Lohn von vierzig Jahren Gebet. Wer in der siebenundzwanzigsten Nacht Tarâwîh betet, wird die Brücke des Sirât mit Blitzesschnelle überqueren. Für das Gebet in der achtundzwanzigsten Nacht wird sein Rang im Paradies tausendfach erhöht. In der neunundzwanzigsten Nacht gibt ihm der Herr den Lohn von eintausend heiligen Streitern. In der dreißigsten Nacht spricht der Herr selbst zu ihm und sagt: ›O Mein Diener, iß von den Früchten des Paradieses und labe dich an seinen Flüssen, denn Ich bin dein Herr und Gott, und du bist Mein geliebter Knecht.‹«

* * *

Es lebte einmal ein Mann mit Namen Muhammad, der elf Monate lang weder fastete noch betete. Wenn aber der Ramadân gekommen war, da wusch er sich, legte neue Kleider an und parfümierte seinen Bart, begann zu fasten und betete die Gebete des ganzen vergangenen Jahres nach. Man fragte ihn nach dem Grund für seine Handlung. Er antwortete: »Dieser Monat Ramadân ist der Monat der Buße und der Vergebung, der Gnade und des besonderen Segens. Ich vertraue darauf, daß mein Herr mir all meine Sünden in diesem Monat vergibt; darum bete ich immer im Ramadân.« Es geschah, als dieser Mann Muhammad gestorben war, daß er einigen seiner Freunde im Traum erschien. Sie fragten ihn alle: »Wie ist es dir ergangen? Wie hat der Herr an dir gehandelt?« Und sie bekamen alle zur Antwort: »Allâh der Allerbarmer hat mir meine Sünden vergeben, dafür, daß ich den heiligen Ramadân in Ehren hielt.« Anas bin Mâlik berichtet, daß der heilige Prophet gesagt habe: »Wer im heiligen Monat Ramadân die Gesellschaft von Gottesgelehrten sucht, der wird für jeden Schritt, den er auf diese Versammlung zu tut, den Lohn der Gebete eines ganzen Jahres erhalten, und er wird am Tage der Auferstehung mit mir zusammen vor dem Thron der Gnade zu stehen kommen. Und wer den ganzen Monat Ramadân hindurch alle Gebete in der Gemeinschaft, Jamâ‘a, betet, dem wird Allâh der Erhabene für jede Gebetseinheit, Rak‘a, eine Stadt im Paradies bescheren, angefüllt mit unbeschreiblichen Wonnen. Und wer im Ramadân das Wohlgefallen seiner Eltern erlangt, auf den fällt der Blick der Gnade Allâhs des Allbarmherzigen. Und ich bin sein Gewährsmann: Er wird im Paradies sein!« Eine Frau, deren Ehemann im Ramadân mit ihr zufrieden ist, empfängt den Lohn der Maryam, Mutter ‘Îsâs, ‘alayhi s-salâm, und des Pharaos Gattin Asiya. Wenn jemand im Ramadân die Not eines Muslims lindert, so wird Allâh eintausend seiner Bedürfnisse erfüllen. Abû Huraira berichtet, er habe vom heiligen Propheten gehört: »Wenn jemand im Ramadân ein Licht (eine Lampe) in der Moschee anzündet, so wird Allâh für ihn ein Licht in seinem Grabe scheinen lassen und ihm den Lohn all der Gebete zuschreiben, die in der von seinem Licht beleuchteten Moschee gebetet werden. Die Engel beten für ihn, und die den Thron Gottes tragen, bitten für ihn um Vergebung, solange sein Licht dort brennt.«  

Die heilige Nacht: Lailat al-Qadr

 Die heiligen Schriften wurden alle im Monat Ramadân herabgesandt. Die Seiten der Offenbarung, die der Prophet Ibrâhîm, ‘alayhi s-salâm, erhielt, kamen am ersten Tage des Ramadân. Ebenso wurde fünfhundert Jahre später die Thora am ersten Ramadân empfangen. Dâwud, ‘alayhi s-salâm, erhielt den Psalter, Zabûr, in der zwölften Nacht des Ramadân. Eintausendeinhundert Jahre später, in der achtzehnten Nacht des Ramadân, wurden die Anâjîl, die Evangelien, ‘Îsâ, ‘alayhi s-salâm, geoffenbart. Die Offenbarung des heiligen Qur’ân fand in der siebenundzwanzigsten Nacht des Ramadân sechshundertzwanzig Jahre danach statt. Daher wird diese Nacht besonders gefeiert, und man nimmt an, daß sie die »Nacht der Macht«, Lailat al-Qadr, ist.

»Siehe, wir haben ihn in der Nacht al-Qadr hinabgesandt. Und was läßt dich wissen, was die Nacht al-Qadr ist? Die Nacht al-Qadr ist besser als tausend Monde. Hinab steigen die Engel und der Geist (Gabriel) in ihr mit ihres Herrn Erlaubnis zu jeglichem Geheiß. Frieden ist sie bis zum Aufgang der Morgenröte.«

(Surat al-Qadr, 97)

Als der heilige Prophet seinen Gefährten die Geschichte Sansums erzählt hatte, waren sie betrübt. Er sah, daß sie bedrückt waren, und fragte sie, was sie an dieser Erzählung so traurig stimmte.

Da antworteten sie ihm: »O Rasûlullâh, wir, die Gemeinde des letzten Propheten, was sind wir doch ein schwaches Volk! Dieser Held Samsun, von dem wir soeben vernommen haben, ihm verlieh Allâh der Allmächtige solche Lebenskraft und Stärke, daß er volle zweitausend Monate, das sind zweimal dreiundachtzig Jahre, Ihm dienen und auf Seinem Wege gegen die Ungläubigen streiten konnte! Während wir, wenn wir das Alter von achtzig Jahren erreicht haben, uns kaum von unserem Sitz erheben können. Wir empfinden es als Schmerz und bitteren Verlust, daß uns dieser Lohn versagt bleibt.«

Der heilige Prophet senkte das Haupt und antwortete nicht sogleich. Als er den Kopf wieder hob, war der Engel Gabriel mit einer Offenbarung zu ihm gekommen, und der heilige Prophet teilte seinen Gefährten die Sure der »Macht« (al-Qadr, Sure 97) mit. Der Prophet war darüber voller Freude. Denn diese Sure sagte, daß die Offenbarung des heiligen Qur’ân in der Nacht der Macht begonnen hatte, das heißt, in dieser Nacht der heilige Qur’ân von der wohlverwahrten Tafel al-lauh al-mahfû| in der Göttlichen Gegenwart auf die Erde herabgesandt wurde. »Und weißt du, was sie ist, die Nacht der Macht? Diese Nacht ist kostbarer als eintausend Monate …«, spricht Allâh, und diese kostbare Nacht hat Er der Gemeinde Muhammads gegeben und ihnen zum Geschenk gemacht. Welches ist nun diese heilige Nacht? Man nimmt allgemein an, es sei die siebenundzwanzigste Nacht des Ramadân, weil dies die Nacht der Offenbarung des Qur’ân ist, aber genau weiß man es nicht. Es könnte jede ungerade Nacht sein, die erste, dritte, siebte, mit größerer Wahrscheinlichkeit aber eine der letzten ungeraden Nächte dieses Monats. Allâh der Allmächtige hat dieses Wissen verborgen gehalten; Er hat diese hochheilige Nacht im Monat Ramadân verborgen, damit jeder Tag des Ramadân geehrt werde. Ebenso hat Er den allerheiligsten Namen im Qur’ân verborgen, denn wüßte einer diesen Namen, so würde er nach nichts weiterem verlangen; so aber, wenn einer den ganzen Qur’ân gelesen hat, hat er damit auch den allerheiligsten Namen gelesen. Auch Seine Heiligen und auserwählten Freunde hat Er in der Menge des gemeinen Volkes verborgen, damit man einen jeden Seiner Diener ehrt und niemanden verachtet, denn man kann nicht wissen, ob nicht gerade der, von dem man es am wenigsten vermutet, einer der Heiligen ist. In dieser Nacht der Macht befiehlt Allâh der Allmächtige Seinen Erzengeln Jibrîl, Mîkâ’îl und Isrâfîl: »Macht euch bereit!« Jeder dieser Erzengel versammelt dann eine Schar von siebzigtausend Engeln, die wiederum ein jeder siebzigtausend weitere Engel befehligen, und mit wehenden Fahnen steigen die Engelsheere dann auf die Erde herab. Eine ihrer Fahnen ist die »Fahne des Lobes«, unter der am Jüngsten Tage der Prophet Muhammad , salla llâhu ‘alayhi wa sallam, seine Gemeinde versammeln wird; die zweite Fahne ist die »Fahne der Güte«, die dritte ist die »Fahne der Vergebung« und die vierte die »Fahne der Gnade«. Die »Fahne des Lobes« wird zwischen Himmel und Erde aufgestellt, die »Fahne der Vergebung« auf der ehrwürdigen Kaaba, die »Fahne der Gnade« auf des Propheten Muhammads Grab in Medina und die »Fahne der Güte« auf dem heiligen Haus in Jerusalem. Nachdem die Engel diese Fahnen aufgestellt haben, gehen sie auf Erden umher und entbieten den Friedensgruß. Sie grüßen alle Gläubigen in dieser Nacht. Sie besuchen die Häuser, in denen Muslime wohnen, und grüßen deren Bewohner. Manchen Häusern erteilen sie von außen ihren Gruß und gehen weiter. Andere Häuser betreten sie und geben ihre Salâms, dann gehen sie weiter. Wieder andere Häuser betreten die Engel und begrüßen deren Bewohner sehr herzlich, und wieder andere Muslime werden von den Engeln umarmt und ans Herz gedrückt. So besuchen sie die Gläubigen der ganzen Erde. Welches sind nun die Wohnungen, welche die Engel nur von außen grüßen? Dies sind Häuser, in denen sich ein Hund befindet oder alkoholische Getränke oder auch Bilder. Damit sind nicht gewöhnliche Abbildungen wie etwa Kinderbilder oder überhaupt Photographien usw. gemeint, sondern solche Bilder oder Statuen, die Abgöttern gleich verehrt werden. Solche Häuser werden von den Engeln der Gnade nicht betreten, sie geben lediglich von draußen ihren Gruß und gehen ihres Weges. Die Häuser, die sie zwar betreten, aber nach kurzem Gruß wieder verlassen, sind die Häuser von Schlafenden. Die Bewohner sind sich der heiligen Nacht nicht bewußt, keiner wacht und betet, und die Engel geben ihren Friedensgruß und ziehen weiter. Eine dritte Gruppe von Wohnungen, in welche die Engel eintreten und die Bewohner herzlich begrüßen, sind die, in denen Dhikr und Tasbîh, Lobpreis Gottes, gemacht wird. Und die Häuser, in denen gebetet wird, dort treten die Engel ein und umarmen die Betenden, und Allâh selbst entbietet ihnen den Friedensgruß. Eines Tages sann der heilige Prophet über den Zustand seiner Gemeinde, und er begann zu weinen, so daß ihm die Tränen über den gesegneten Bart rannen und auf die Erde tropften. »Wie werden sie nur am Jüngsten Tage bestehen können – wird Allâh ihnen ihre Sünden vergeben, oder werden sie für die Hölle bestimmt sein?« Er weinte um seiner Gemeinde willen vom Tage seiner Geburt dreiundsechzig Jahre lang bis zur Stunde seines Todes. Und er rief: »O ‘Azrâ’îl, Engel des Todes, strafe meine Gemeinde nicht, strafe mich lieber statt ihrer.« ‘Azrâ’îl sprach zum heiligen Propheten: »O höchster Prophet Allâhs, ich habe Anweisung, die Seelen der Gläubigen deiner Gemeinde so zu nehmen, wie ich sonst nur die Seelen der Propheten nehme: etwa, wie man ein Haar aus der Butter entfernt.« Als der Prophet nun wieder um seiner Gemeinde willen weinte, kam der Engel Gabriel zu ihm und sprach: »O Prophet Allâhs, der Herr verspricht, deiner Gemeinde all das zu geben, was Er den vergangenen Propheten gegeben hat – mit Ausnahme des Prophetenranges. Bis auf diesen Rang will Er ihnen dieselbe Gunst und Gnade erweisen. Denn Er sprach: ›Friede sei auf Nûh in den Welten‹, und gab ihm außer dem Friedensgruß auch das Prophetentum und errettete ihn vor der Sintflut, und Er sprach: ›Friede sei auf Mûsâ und Hârûn‹, und gab ihnen Seinen Frieden und machte sie siegreich über Pharao und sicher vor seinen Machenschaften. Dann sprach Er: »Friede sei auf Ibrâhîm‹ – auch Ibrâhîm gab Er Seinen Frieden und schützte ihn vor dem Feuer Nimrods und dessen Verderben. Nun entsendet Er mich (Gabriel wird auch ›Ruh‹, Geist, genannt) in dieser heiligen Nacht der Macht mit Frieden für deine Gemeinde, und wem Er Seinen Frieden sendet, auf den sendet Er auch Seine Gnade; gebt ihnen also diese freudige Botschaft. ›O Mein Geliebter‹, spricht Allâh, ›sei nicht um deine Gemeinde betrübt, denn Ich werde ihnen hohen Rang und Würde verleihen, wenn sie diese Welt verlassen!‹« So unermeßlich sind die Segnungen des heiligen Monats Ramadân. Der heilige Prophet soll gesagt haben: »Wer in der heiligen Nacht der Macht dreimal die Shahâda sagt, der erhält drei Geschenke von Allâh dem Allmächtigen: Alle vergangenen Sünden werden ihm vergeben, Er wird ihn fest im Glauben begründen, und Er wird ihn weiterhin auf dem Pfad der Frommen leiten.«  

Der I‘itikâf

Die Frau des heiligen Propheten, ‘Â’isha, möge Allâh mit ihr zufrieden sein, berichtet: »Wenn einer mit aufrichtiger und reiner Absicht in den letzten zehn Tagen des Ramadân I‘itikâf – Absonderung, Rückzug – in der Moschee ausübt, so wird ihm Allâh der Allmächtige alle Sünden vergeben.« ‘Â’isha berichtete auch: »Der heilige Prophet pflegte sich in den letzten zehn Tagen des Ramadân zum I‘itikâf in die Moschee zurückzuziehen, bis zu seinem Todesjahr. ›Und er gebot auch seinen Frauen, sich in ihren Häusern zurückzuziehen und nicht auszugehen.‹« Wenn auch nur einer aus einer ganzen Stadt diesen Rückzug ausübt, so ist es für alle Einwohner dieser Stadt ausreichend. Die Übung des I‘itikâf bedeutet, daß man sich von allem Weltlichen streng zurückzieht, mit niemandem spricht und die Moschee nur zu den notwendigen Waschungen verläßt. Man fastet und betet, liest Qur’ân, macht Dhikr und Tasbîh, Gedenken und Lobpreis Gottes, und kommt erst zum ‘Îd-Gebet hervor. Selbstverständlich ist man während dieser Tage von aller weltlichen Arbeit befreit. Es werden andere beauftragt, sich um das Essen zu kümmern und für die den I‘itikâf Ausübenden zu sorgen. Für Frauen ist der I‘itikâf auch erlaubt und angesagt. Wenn eine Frau sich auch nur einen Tag im letzten Drittel des Ramadâns absondern kann, ist es lobenswert. Wenn auch dies nicht möglich sein sollte – wegen Haushalt und Kindern –, so ist auch schon eine Stunde genug. Zum Beispiel kann sie nach dem Sahûr-Mahl, dem morgendlichen Fastenbeginn, sich zum Gebet begeben und vor Allâh die Intention zum I‘itikâf aussprechen. Dann mag sie beten, was sie will, Tahajjud, Tasbîh, Dhikr oder ähnliches, und ihre Intention wird ihr angerechnet werden und sie vor dem Höllenfeuer bewahren.  

Wenn der Ramadân zu Ende geht

Vom heiligen Propheten wird berichtet, er habe gesagt: »In der letzten Nacht des Ramadân versammeln sich alle Himmelsbewohner und weinen über das Unglück, das über die Gemeinde Muhammads hereinbricht.« Seine Gefährten fragten ihn: »Was ist dieses Unglück, o Prophet Allâhs?« »Das Unglück ist dies«, antwortete der heilige Prophet, »daß der Ramadân zu Ende geht, und mit ihm all die Segnungen, die er der Menschheit bringt.« Himmel und Erde weinen darob, daß der Ramadân vergangen ist, während wir doch eigentlich die sind, die weinen sollten, uns aber bedecken die Schleier der Achtlosigkeit, und wir wissen von nichts. Im Ramadân werden alle Gebete erhört, und jedes Almosen, Sadaqa, das man spendet, jede Form des Gebetes zählt ein Vielfaches mehr als sonst. Die Sünden werden vergeben und die Strafe der Sünder aufgehoben. Wenn ein Mensch im Ramadân stirbt, wird er unmittelbar ins Paradies getragen, ohne die Strafe des Grabes ertragen zu müssen. Gelobt sei Allâh der Erhabene, der uns diesen heiligen Monat beschert hat!  

Die Zakât al-Fitr

  Die Zakât al-Fitr ist eine Spende, die jeder Muslim zu zahlen hat, auch wenn er den Ramadân nicht hat fasten können. Sie ist für jeden verbindlich und besteht aus einem gewissen Maß an Weizen, Rosinen oder dergleichen oder dessen Entsprechung in der jeweiligen Währung. Diese Fitra muß vor dem ‘Îd-Gebet entrichtet und kann bereits nach dem fünfzehnten Ramadân gegeben werden. Die Höhe wird jedes Jahr bestimmt und von den Moscheen bekanntgegeben. Wenn ein Kind vor dem ‘Îd-Gebet geboren wird, muß auch für dieses Kind Fitra geleistet werden. Man gibt dieses Geld oder die Spende an einen Armen seiner Bekanntschaft oder an den Imâm, der die Spende zu verteilen weiß. Diese Fitra ist mit der Sajda der Vergeßlichkeit zu vergleichen, die man ausführt, wenn man einen Fehler in seinem Gebet gemacht hat oder etwas vergessen hat. In derselben Weise, wie die Sajda das Gebet vervollständigt, so ergänzt auch die Fitra das Fasten des Ramadân und macht all unsere eventuellen Fehler und Verstöße gegen das Fasten gut: einen falschen Blick oder ein falsches Wort oder einen unguten Gedanken. Das Fasten hat zwei Flügel: Der eine Flügel ist unser Fasten, der andere die Fitra, die wir geben. Wenn wir das Geben der Fitra vernachlässigen, bleibt unser Fasten in der Luft hängen und kann sich nicht in die Göttliche Gegenwart emporschwingen. Wenn wir die Fitra entrichtet haben, geben wir unserem Fasten den zweiten Flügel, und es erreicht damit den Thron des Allmächtigen. Eines Tages kam der Gefährte ‘Uthmân, möge Allâh mit ihm zufrieden sein, zum heiligen Propheten , salla llâhu ‘alayhi wa sallam, und sagte: »O Prophet Allâhs, ich habe vergessen, die Fitra vor dem ‘Îd-Gebet zu geben. Als ich aber von dem Gebet kam und mich erinnerte, habe ich einen Sklaven freigelassen und zusätzlich zu der Fitra tausend Goldstücke gespendet. O Prophet Allâhs, wird Allâh meine Spende annehmen?« Der heilige Prophet antwortete: »O ‘Uthmân, und wenn du auf dem Wege Allâhs hundertmal soviel gespendet hättest, wenn du hunderttausend Sklaven und hunderttausend Sklavinnen freigelassen und eine ganze Welt voll Silber und Gold gespendet hättest, es hat alles nicht den Wert der Fitra, die vor dem ‘Îd-Gebet geleistet wird, denn die Zakât al-Fitra ist Fard, heilige Pflicht.« Wenn nach dem ‘Îd-Gebet die Muslime heimgehen, spricht der Herr zu Seinen Engeln: »O Meine Engel, wenn ein Arbeiter seine Pflicht getan hat, muß er für seine Mühen entlohnt werden. Meine Diener haben gehorsam einen ganzen Monat gefastet, jetzt kommt die Zeit, da Ich sie belohne.« Die Engel antworten: »O erhabener Herr und Gott, hast Du ihnen nicht schon so viel Gnade und Segen während des Ramadâns erteilt, was könnte ihnen noch an Lohn fehlen?« Da spricht Allâh der Herr zu ihnen: »Meine Engel, der Segen, den Ich ihnen für jeden Fastentag gab, war nur ein Ehrengeschenk, nicht aber ihr Lohn. Bei Meiner göttlichen Allherrlichkeit, Ich werde sie lohnen mit dem, ›was kein Auge je gesehen, kein Ohr je gehört und kein Menschenherz sich je erdacht‹ (Hadîth qudsî).« ‘Â’isha, die Frau des heiligen Propheten, berichtet, der heilige Prophet habe gesagt: »Am Jüngsten Tag wird alles Volk auferweckt werden, und alle werden hungern und dürsten, außer den Propheten und ihren Angehörigen und den Muslimen, die im Rajab, Sha‘bân und Ramadân gefastet haben; sie werden weder Hunger noch Durst verspüren.« Der heilige Prophet sagte: »Das Fasten des Ramadân und das Lesen des Qur’âns werden am Tag der Auferstehung Fürsprecher für die Muslime sein. Der Ramadân wird sagen: ›O Allâh, Dein Knecht enthielt sich all’ meine Tage der Speise, des Tranks und seiner Gelüste, darum gib ihn mir!‹ Der Qur’ân wird sagen: ›Herr, dieser Deiner Knechte versagte sich den Schlaf in den Nächten, um in mir zu lesen; darum gib ihn mir jetzt!‹ Allâh der Allgütige wird ihre Fürsprache annehmen und diesen Diener in die Glückseligkeit einführen.« Wenn der Jüngste Tag gekommen ist, verleiht der Herr dem Ramadân eine Gestalt, so wie alle Gebete eine Form annehmen. Dem Ramadân wird eine wunderschöne Gestalt gegeben, so daß alle, die auf ihn blicken, vor Erstaunen sprachlos sind. Er bewegt sich durch die Reihen der auferstandenen Seelen, bis er vor den Thron der Allherrlichkeit gekommen ist, und dort fällt er in Anbetung nieder. Allâh, der Herr des Gerichts, spricht dann zu ihm: »O Ramadân, sage, was du von Mir wünschest, Ich werde es dir gewähren.« Der Ramadân sagt dann: »O Allâh, mein Gott, ich wünsche mir, daß Du mir all diejenigen gibst, die während meiner Tage gefastet haben und mich in der Aufrichtigkeit ihres Herzens geachtet haben.« Der Herr spricht dann zum Ramadân: »Geh zum Feld von ‘Arafât; dort findest du all die, die gefastet haben und deinen wahren Wert zu schätzen wußten. Geh hin und bringe sie alle zu Mir!« Der Ramadân geht zum Feld von ‘Arafât, findet jene, die gefastet haben, und bringt sie vor die Göttliche Gegenwart. »O Ramadân, sind es diese, die deinen wahren Wert gekannt haben?« – Den wahren Wert des Ramadân kennen bedeutet, daß man nicht ißt, während ein anderer hungrig ist, daß man seine Zunge zu hüten weiß vor böser Rede und Verleumdung, daß man sich in acht nimmt vor allem, was unerlaubt ist, sein Auge vor dem Blick auf Verbotenes, seine Hand vor dem Griff nach Unrechtem hütet. Die solches aus Gottesfurcht unterlassen, die haben den wahren Wert des Ramadân erkannt. Von ihnen spricht Allâh, wenn Er den Ramadân nun fragt: »O Ramadân, was soll Ich Meinen Dienern bescheren?« Der Ramadân antwortet Allâh und sagt: »O Herr, bekleide sie mit den Gewändern des Paradieses und setze ihnen die Krone der Größe aufs Haupt.« Allâh gewährt Seinen Dienern all dieses und macht sie zudem zu Fürsprechern für je siebzig Personen, die das Höllenfeuer verdient haben. Er gibt ihnen siebzigtausend Huris zu Gemahlinnen und läßt sie auf dem Burâq, dem himmlischen geflügelten Pferd, über die Brücke des Sirât reiten, schneller als der Blitz. Dann spricht Allâh: »O Ramadân, was wünschst du noch, daß Ich diesen Dienern gebe?« »O Allâh, daß sie doch im Höchsten Paradiese die Nachbarn der seligen Propheten sein mögen! Mein Gott, alles, was ich ihnen wünschen kann, ist dies; aber Deine Güte und gnadenvolle Barmherzigkeit sind unermeßlich, so gib ihnen, was Deiner Herrlichkeit und göttlichen Majestät entspricht.« Allâh belohnt sie dann aus Seiner unendlichen Schatzkammer und gibt einem jeden tausend Schlösser aus Rubin und Smaragd und tausend Städte mit je tausend prächtigen Wohnstätten im Paradies. Dieses Glück wird von ewiger Dauer sein.   [Der obige Text wurde mit freundlicher Genehmigung des Verlages dem schönen Buch von Amina Adil, “Ramadan, Über die heiligen Monate Rajab, Sha‘bân, Ramadân, das Fasten, das Gebet und mancherlei mehr” entnommen. ]    ]]>